Wir verschenken 400 Bäume an Ulmer Bürger*innen!

Da bereits beim Anpflanzen eines Baumes viele schwer zu korrigierende Fehler gemacht werden können, haben wir die Pflanzung einer Quitte dokumentiert und wollen unser Vorgehen in diesem Beitrag beschreiben und begründen.

Materialien
  • Obstbaum
  • Schaufel
  • Vorschlaghammer
  • Kokosstrick
  • Als Stammschutz: Juteband, oder Weißanstrich oder Stammschutz aus Plastik
  • Gegen Mausverbiss der Wurzeln: fertiger Schutzkorb gegen Wurzelverbiss (z. B. Mausverbiss ) vom Fachhandel oder ein Stück 150cm x 100cm unverzinkten Draht (Maschenweite 16mm)
  • Reb-/Rosenschere
  • Drahtschere
  • Pflanzerde
  • Dünger (In unserem Fall Schafwolle von der letzten Schur und 20 Liter humoser, nährstoffreicher Boden aus dem Garten. Alternativ einen biologischen oder mineralischen Langzeitdünger beimischen.)
  • Holzpfahl (wir haben unseren im unteren Drittel zur natürlichen Haltbarmachung angekokelt)
  • 20 – 30 Liter Wasser
  • Runder, eingeschnittener Karton (ø 50 cm) oder Kokosmatte (gegen Unterbewuchs)
Obstbaumpflanzung Material – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner

Als erstes benötigen wir natürlich den passenden Platz. Wie man in unseren Baumbeschreibungen nachlesen kann, haben verschieden Baumarten jeweils verschiedene Wuchsformen, Wuchshöhen und verschiedene Standortansprüche. Es lohnt sich immer, beim Kauf sich nochmal zu vergewissern und nachzufragen, ob der ausgewählte Baum zum Standort passt. In einer guten Baumschule kann das Personal auch noch weitere hilfreiche Tipps zur richtigen Baumwahl und zur korrekten Pflanzung geben.

Beim Kauf sollte man sich immer vergewissern, dass es am Stamm, am Stammfuß und an den Astanbindungen keine Schäden oder Schrammen gibt. Für den Transport sollte der Baum gegen harte Kanten gut geschützt werden.

Wenn das Personal der Baumschule beim Verkauf nicht bereits den Pflanzschnitt gemacht hat, wird dieser am Pflanzort vorgenommen. Dabei wird definiert, welcher Mitteltrieb und welche Äste das zukünftige Gerüst des Obstbaumes sein sollen. 

Hat man sich für eine Kronenform entschieden und die überschüssigen Triebe entfernt, werden die verbleibenden Triebe auf etwa die Hälfte bis ein Drittel zurückgeschnitten. Der Mittelleittrieb sollte dabei die seitlichen, untergeordneten Leitäste deutlich überragen. Danach wirkt der Baum zunächst verstümmelt und entstellt. Dieser Vorgang ist jedoch wichtig, damit die Nährstoffe nur in die gewünschten Triebe gelangen und der junge Baum unter der Last der Krone nicht nachgibt und nach ein paar Jahren wie eine Bogenlampe aussieht. Geschnitten wird immer schräg und knapp über einem Auge („Knospe“)! Bei den seitlichen Leitästen sucht man an jedem Ast ein außenstehendes Auge und kürzt die Triebe dann auf etwa die gleiche Höhe ein. Auch dabei muss immer leicht schräg und knapp über dem Auge geschnitten werden.

Obstbaumpflanzung Wurzeln stutzen – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner

Auch die Wurzeln werden anschließend um ein Drittel zurückgeschnitten, jedoch nur die dicken! Die feinen Haarwurzeln sollten nicht beschädigt werden, sie dienen zur wichtigen Nährstoffaufnahme. Werden die dickeren Wurzeln angeschnitten, können die durch Pilze oder Bakterien verunreinigten Enden entfernt werden und außerdem fördert das Anschneiden einen Neuaustrieb.

Das Pflanzloch sollte ungefähr doppelt so breit und doppelt so tief wie das Wurzelwerk des Jungbaumes sein, damit die jungen Wurzeln von lockerem, humosem und nährstoffreichem Boden umgeben sind, den sie gut durchwurzeln können. 

Obstbaumpflanzung Pflanzloch – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner

Den Boden des Loches sollte man etwas auflockern und anschließend den Drahtkorb zum Schutz der Wurzeln in das Loch setzen. Wer sich den Drahtkorb selber bauen möchte, formt aus dem Maschengeflecht zunächst ein langes Rohr, indem man die angeschnittenen Drahtenden fest in einander verzahnt. Anschließend schneidet man ein Seite des „Drahtrohres“ so ein, dass man die Einschnitte zu einem geschlossenem Boden formen kann.

Obstbaumpflanzung Drahtrohr – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner
Obstbaumpflanzung Drahtkorb – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner

Dann beginnt man, das Loch wieder zu füllen. Je nach Qualität des Erdreichs muss man dem Aushub Pflanzerde, Gartenkompost und Dünger beimischen. Der lehmige Teil des Aushubs und Steine sollten nicht wieder verfüllt werden. 

Obstbaumpflanzung Schafwolle – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner

Während des Anfüllens kann man immer wieder den Baum einsetzen und kontrollieren, ob die gewünschte Höhe bereits erreicht ist. Man kann sich die Pflanztiefe am Stamm in der Baumschule farblich markieren lassen oder man orientiert sich an der Veredelungsstelle. Dieser deutlich erkennbare Knubbel darf nicht vergraben werden. Ein zu tiefes Pflanzen ist einer der häufigsten Fehler bei einer Neupflanzung.

Obstbaumpflanzung Veredelungsstelle – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner

Wurde die richtige Menge an Boden aufgefüllt, schlägt man den Haltepfahl ein, so, dass der Pfahl in Richtung der Hauptwindseite steht. Dadurch werden größere Windstöße abgefangen und der Baum steht trotzdem so locker, dass er stabile Haltewurzeln ausbildet. Beim setzen des Haltepfahls, wird der Boden des Drahtkorbes einfach durchschlagen. Der Pfahl wird gerne zuerst gesetzte, um den Baum mit dem Hammer nicht zu beschädigen.

Dann wird endlich der Baum gepflanzt! Dabei kann er nochmal so ausgerichtet werden, dass die Äste nicht in benachbarte Bäume, Gehwege oder Gebäude wachsen. Wenn der Wurzelballen bedeckt und der Baum hoch genug angefüllt wurde, wird der Schutzkorb auch oben sauber verschlossen und alle Hohlräume um den Korb mit Erde aufgefüllt.

Obstbaumpflanzung Schutzkorb – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner

Mit dem restlichen Boden kann man dann einen Erdwall mit ca. 50 cm Durchmessder um den Baum formen. Dieser „Gießrand“ verhindert das zu schnelle Abfließen von Gieß- und Regenwasser. 

Jetzt wird kräftig angegossen und somit der verfüllte Boden eingeschlämmt, damit sich Hohlräume um den Wurzelballen schließen. Danach wird der gewählte Stammschutz angebracht, der den jungen und noch glatten Stamm gegen Sonnenbrand an heißen Sonnentagen, Frostrisse an kalten Wintertagen und, je nach Lage, auch gegen Verbiss durch Tiere schützen soll.

Obstbaumpflanzung Stammschutz – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner

Anschließend wird der Baum noch mit einem locker sitzenden Knoten (nicht auf Spannung) am Pfosten angebunden. Der Haltestrick darf sich nicht in die Rinde einschneiden und sollte aus einem verrottenden Material sein. Zu guter Letzt bedeckt man die Baumscheibe mit einem Karton oder einer gekauften Kokosmatte, um den Fremdbewuchs in den ersten Jahren niedrig zu halten. Schließlich sollen alle verfügbaren Nährstoffe dem Baum zu Gute kommen.

Obstbaumpflanzung Ergebnis – Foto: CC BY-SA 4.0 Andy Bleichner